Die weiterführenden Schulen in Memmingen machen ihre Schülerinnen und Schüler fit für die Lebensrettung: Am Montag, 15. April 2024 startete das Projekt „Retten macht Schule“ der Björn Steiger Stiftung offiziell an der Lindenschule in Memmingen mit der ersten Schulung von Lehrkräften. Diese können anschließend ihr Wissen als Multiplikatoren an ihre Schülerinnen und Schüler weitergeben, damit auch diese künftig im medizinischen Notfall Erste Hilfe leisten und Wiederbelebungsmaßnahmen durchführen können – im besten Fall unter Einsatz eines Automatisierten Externen Defibrillators (AED).
Ziel des Projektes ist es, die Ängste und Bedenken vieler Menschen vor Erste Hilfe- und Wiederbelebungsmaßnahmen abzubauen und ihnen die dafür notwendigen Kompetenzen zu vermitteln. Denn je mehr Menschen diese Maßnahmen beherrschen, umso höher ist auch die Chance, die Zahl der jährlich etwa 65 000 Herztoten in Deutschland zu verringern.
Bestandteil von „Retten macht Schule“ ist neben der zweistündigen Lehrkräfte-Unterweisung die Ausstattung der Schulen mit jeweils zwölf Reanimationstrainingspuppen, einem AED-Trainingsgerät sowie einem voll funktionsfähigen AED-Gerät inklusive Wandkasten. Zudem besteht die Möglichkeit einer Unterstützung für den Schulsanitätsdienst an der Schule.
Entstanden war die Idee der Einführung des Projektes an den Memminger Schulen auf Initiative von Dr. Rupert Grashey vom Klinikum Memmingen und Nicola Galm von der GesundheitsregionPlus. Kooperationspartner sind neben dem Klinikum Memmingen der Klinikverbund Allgäu und der Kreisverband Unterallgäu im Bayerischen Roten Kreuz (BRK). Die Schirmherrschaft haben der Landrat des Unterallgäus, Alex Eder, sowie der Memminger Oberbürgermeister Jan Rothenbacher übernommen.
Beide Kommunalpolitiker sehen in dem Projekt eine umfassende Verbesserung der Notfallhilfe auf schulischer Ebene. „Es ist sehr wichtig, bereits Kinder und Jugendliche für das Thema Erste Hilfe und Wiederbelebung zu sensibilisieren. Denn der größte Fehler ist, in einer Notsituation gar nichts zu tun – und genau hier setzt dieses wichtige Projekt an und holt bereits die Schülerinnen und Schüler ab der 7. Klasse ab“, sagte Alex Eder am Montag bei der Vorstellung des Projekts.
Auch Jan Rothenbacher begrüßt die Einführung des Projektes an den Memminger Schulen. „Erste Hilfe zu leisten und eine Herzdruckmassage durchführen zu können, muss eine Selbstverständlichkeit für alle werden. Nur so können wir Menschenleben retten“, betonte der Oberbürgermeister. Durch das Projekt vermittelten die Schulen eine wichtige Vorbildfunktion und machten deutlich, wie wichtig und notwendig eine flächendeckende Notfallhilfe sei.
Dr. Rupert Grashey freut sich, dass die Idee bei allen acht Memminger Schulen und den Schulen im Unterallgäu auf solch fruchtbaren Boden gefallen ist. Er schätzt, dass mit den Schulungen eine vierstellige Zahl an Schülerinnen und Schülern erreicht wird, die dann auch in den Folgejahren erneut Auffrischungen bekommen.
Das Projekt „Retten macht Schule“ wurde 2021 als Herzsicher-Initiative der Björn Steiger Stiftung ins Leben gerufen. Bis heute beteiligen sich Schulen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Björn Steiger Stiftung
Auf dem Heimweg vom Schwimmbad wurde der achtjährige Björn Steiger von einem Auto erfasst. Es dauerte fast eine Stunde, bis der Krankenwagen eintraf. Björn starb am 3. Mai 1969 nicht an seinen Verletzungen, sondern an einem vermeidbaren Schock. Seine Eltern Ute und Siegfried Steiger gründeten daraufhin am 7. Juli 1969 die Björn Steiger Stiftung als gemeinnützige Organisation mit dem Ziel, die deutsche Notfallhilfe zu verbessern. Meilensteine dieses Engagements sind z. B. die Einführung der bundesweit einheitlichen und kostenfreien Notrufnummern 110/ 112 im Jahr 1973, der Aufbau der Notruftelefonnetze an deutschen Straßen, die Einführung des Sprechfunks im Krankenwagen und der Aufbau der Luftrettung. Aktuelle Initiativen widmen sich insbesondere dem Kampf gegen den Herztod, der Breitenausbildung in Wiederbelebung, der Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen für den Notfall und dem Frühgeborenentransport und vor allem der Optimierung des Rettungsdienstes.