Am 26.06.2023 veranstaltete die Landeszentrale für Gesundheit in Bayern e. V. (LZG Bayern) den Fachtag Einsamkeit und Erwerbslosigkeit. Anlass war der Präventionsschwerpunkt Einsamkeit des bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege, ergänzt mit dem Fokus auf Menschen in besonders schwierigen sozialen und finanziellen Lebenslagen. Die Geschäftsstellenleiterin Nicola Galm war eingeladen, um die Gesundheitwoche vom Allgäu bis zum Bodensee vorzustellen, welche im Juni unter dem Motto "(R)Auszeit für alle - gemeinsam statt einsam" und ebenfalls dem Thema Einsamkeit gewidmet war.
Menschen in Langzeitarbeitslosigkeit stehen selten im Mittelpunkt von Angeboten oder öffentlichen Kampagnen der Gesundheitsförderung und Prävention. Als Teilnehmende bei den Präventionsangeboten der gesetzlichen Krankenkassen und kommunalen Einrichtungen sind sie deutlich unterrepräsentiert. Dabei sind sie besonders häufig von langen Krankheitsausfällen und schweren Krankheitsverläufen betroffen. Zusätzlich fehlen vielen arbeitslosen Menschen die finanziellen Mittel und Gelegenheiten, um am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Es entsteht ein Teufelskreis: krank und einsam, einsam und krank. Im ausgebuchten Sophiensaal in München begrüßte LZG-Vorstand Prof. Heiner Vogel die teilnehmenden Fachkräfte aus den Bereichen Prävention, Gesundheits- und Arbeitsförderung, Integration, sowie der Selbsthilfe.
Großes Interesse war spürbar für die komplexen Zusammenhängen von Arbeit, Arbeitslosigkeit, Gesundheit, Krankheit und Einsamkeit – letzteres ein Phänomen, das vor allem während der Corona-Pandemie viele Menschen betroffen hat. Staatsminister Klaus Holetschek hob dies in seiner Einführung hervor und verwies auf den erst kürzlich veröffentlichen Bayerischen Einsamkeitsbericht: „Einsamkeit ist auch in Bayern ein Thema. Aktuelle Daten aus unserem Gesundheitsbericht zeigen, dass die Corona-Pandemie die Tendenz zur Vereinsamung noch verstärkt hat: Die Zahl häufig oder sehr häufig einsamer Erwachsener in Bayern stieg von 2,3 Prozent im Jahr 2017 auf 16,2 Prozent im Jahr 2021. Einsamkeit kann jeden treffen – unabhängig von Alter und Geschlecht. Einsamkeit kann krank machen und körperliche und psychische Erkrankungen auslösen. Mit unserer Kampagne ‚Licht an. Damit Einsamkeit nicht krank macht.‘ wollen wir Einsamkeit vermeiden und einsamen Menschen vielfältige Hilfsangebote aufzeigen. Denn niemand in Bayern soll ungewollt einsam sein!“
Jun.-Prof. Susanne Bücker, Expertin vom bundesweiten Kompetenznetz Einsamkeit, zeigte die Dimensionen von Einsamkeit auf, einem „subjektiven Gefühl mit enormer gesellschaftlicher und gesundheitlicher Auswirkung“. Aus Sicht des Psychiaters Prof. Dr. Peter Brieger, ärztlicher Direktor des Isar-AmperKlinikums in Haar, spiegelt sich die Gefühlswelt im Krankheitserleben der betroffenen Menschen wider, psychisch wie physisch. Er hob die körperlichen Auswirkungen von sozialer Isolation hervor.
Im zweiten Teil der Veranstaltung wurden Praxisbeispiele präsentiert, die mit ihren gesundheitsförderlichen Angeboten arbeitslose Menschen ansprechen und deren Beteiligung und Teilhabe fördern möchten: Das von den gesetzlichen Krankenkassen (GKV) getragene Projekt „teamw()rk für Gesundheit und Arbeit“, die Gesundheitsregionplus Aschaffenburg, die mit Einzelberatung, Begleitung und Gruppenbegleitung der Einsamkeit im Landkreis begegnet, die Gesundheitsregionplus Unterallgäu-Memmingen mit ihrer Gesundheitswoche vom Allgäu bis zum Bodensee und die Gesundheitsregionplus Nürnberg, die in Kooperation mit dem Jobcenter Nürnberg-Stadt mit vielfältigen Angeboten die „Begegnung gemeinsam in Nürnberg“ unterstützt. Abgerundet wurde die Veranstaltung mit einer schließenden Podiumsdiskussion.
Weitere Informationen und die gezeigten Präsentationen sind abrufbar unter: Veranstaltungen – LZG Bayern (lzg-bayern.de).
