Erlebt man, wie eine Person in sich zusammensackt oder entdeckt man einen bewusstlosen Menschen auf dem Boden, ist schnelle Hilfe angesagt: Prüfen, ob Atmung da ist, den Rettungsdienst rufen und sofort mit einer Reanimation beginnen. „Oft ist es das schnelle Handeln von Laien, das den entscheidenden Unterschied macht“, erklärte Bürgermeisterin Margareta Böckh bei der Eröffnung des weltweiten Tages der Wiederbelebung im Rathaus. Am „World Restart a Heart Day“ (16. Oktober) konnte man auf der „Straße der Wiederbelebung“ in der Fußgängerzone erfahren, welche Handgriffe nötig sind, um einem Menschen bei Herzstillstand das Leben zu retten.
Mit dem Aktionstag der Gesundheitsregionplus Unterallgäu-Memmingen, des Klinikums Memmingen und des Bayerischen Roten Kreuz sollte das Bewusstsein für Wiederbelebungsmaßnahmen geschärft werden, erklärte Nicola Galm, Leiterin der Gesundheitsregionplus. Rund 50 Schülerinnen und Schüler zeigten zahlreichen interessierten Passanten an mehreren Ständen zwischen Marktplatz und Schrannenplatz, wie man einen Menschen wiederbeleben kann. Die Jugendlichen sind an ihren Schulen zu Schulsanitäter:innen ausgebildet worden. Unterstützt wurden sie in der Fußgängerzone von den Memminger Rettungsdiensten Bayerisches Rotes Kreuz, Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft, Johanniter Unfallhilfe, Malteser Hilfsdienst und Bergwacht Memmingen. Mit dabei war auch die Björn-Steiger-Stiftung, die im Rahmen des Projektes „Retten macht Schule“ die weiterführenden Schulen in Memmingen mit Übungspuppen und Defibrillatoren zum Üben und für den Ernstfall ausgerüstet hat.
Im Rathaus ging der Aktionstag weiter mit einer Reanimationsschulung für rund 90 städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Oberbürgermeister Jan Rothenbacher. Gemeinsam wurde mit den Schulsanitäter:innen geübt, wie stark der Druck auf das Herz sein muss und welcher Rhythmus effektiv ist, um Blut in den Blutkreislauf zu pumpen und so das Gehirn mit Sauerstoff zu versorgen. Alle Besprechungsräume und Flure im Rathaus waren mit Übungsgruppen besetzt. „Entscheidend sind Sie!“, betonte Dr. Rupert Grashey, Leiter der Stabsstelle für Unfall- und Katastrophenmedizin am Klinikum Memmingen. Er machte deutlich, wie es bei einem Herzstillstand auf jede Minute ankommt. Schon nach drei bis fünf Minuten ohne Sauerstoff könne das Gehirn irreparable Schäden erleiden. Wird die Zeit bis zum Eintreffen des Notfallmediziners aber mit Reanimation überbrückt, habe der Patient deutlich bessere Chancen.
Bei einem Herzstillstand fällt die Pumpfunktion des Herzens weg. Mechanisch kann das von außen durch kräftigen Druck auf das Herz in einem schnellen Rhythmus ersetzt werden. „Das ist anstrengend, deshalb ist es optimal, wenn jemand anders spätestens nach zwei Minuten ablöst“, erklärte Grashey. Ist eine zweite Person dabei, kann diese auch den nächsten Defibrillator holen, im Rathaus hängt beispielsweise einer. Der Defi wird per Knopfdruck angeschaltet und man folgt den Anweisungen aus dem Lautsprecher. Auch die Disponenten der Rettungsleitstelle, die man über die Telefonnummer 112 erreicht, können eine Reanimation anleiten.